Demokratien unter Druck?! – Kirchenkreis lädt zum Vortrag in die Stadtkirche

Veranstaltung 13. September 2023

„…und gebe Dir Frieden“ lautet das Motto der diesjährigen Vortragsreihe „Kirche trifft“ des Ev.-luth. Kirchenkreises Celle. Wirksamste Maßnahme für die Erhaltung des Friedens in unserem Kulturkreis war und ist eine funktionierende Demokratie. Doch wie steht es eigentlich um die Stabilität unseres demokratischen Systems? Welche Folgen hat es, wenn extremistische Parteien und Gruppierungen immer größere Unterstützung erhalten? Wie reagiert die Politik darauf, wenn die Kritik und das Misstrauen gegenüber dem System immer massiver werden? „Demokratien unter Druck?!“ lautet dann auch folgerichtig der Titel des kommenden Vortrags am 13. September um 19:30 Uhr in der Stadtkirche St. Marien.

"Können aktuell nur hilflos zusehen"

Als Gäste eingeladen sind der Politikwissenschaftler Dr. Albert Drews, Mitarbeiter der Akademie Loccum, sowie die Celler SPD-Politikerin Kirsten Lühmann, stellvertretende Bundesvorsitzende DBB Beamtenbund und Tarifunion. Durch den Abend führt Friedrich Hauschildt, ehemals Vizepräsident des Kirchenamtes der Evangelischen Kirche Deutschland. Der Eintritt ist wie bei allen Veranstaltungen von „Kirche trifft“ frei.

Die Polizeibeamtin und Politikerin Lühmann blickt gegenwärtig eher pessimistisch auf den Zustand der Demokratie in Deutschland: „Wir können aktuell nur hilflos dabei zusehen, wie eine offen rechtsextremistische Partei wie die AfD unser System ausnutzt, um es zerstören zu wollen.“ Ein großes Problem dabei sei, so die Bundestagsabgeordnete, dass die Mehrheit der Bevölkerung einfache Antworten auf die komplexen Fragen der Gegenwart verlange. „Doch die gibt es nicht.“ Die Kirche, so Lühmann, könne und sollte in diesen so komplizierten Zeiten Orientierung bieten und Vertrauen schaffen.

"Große Unsicherheit bei vielen Menschen als Nährboden"

Vertrauen, dass viele Menschen in die demokratischen Parteien verloren haben. „Dabei ist genau das Aufgabe der Politik“, sagt die 59-Jährige, „Zuversicht verbreiten, ohne der Bevölkerung Sand in die Augen zu streuen.“ Wie das in einer Zeit gelingen kann, da jene Zuversicht so gering ist wie schon lange nicht mehr, will Kirsten Lühmann am 13. September in der Stadtkirche erzählen. Friedrich Hauschildt freut sich außerdem auf die fachkundige Meinung des Kultur- und Politikwissenschaftlers Dr. Albert Drews von der Evangelischen Akademie Loccum. Zu den Arbeitsschwerpunkten von Dr. Drews gehören Demokratieentwicklung und Beteiligungskultur ebenso wie die Kirche als kulturpolitischer Akteur. Er sagt: „Durch den beständigen Kulturwandel der vergangenen Jahre ist bei vielen Menschen eine große Unsicherheit entstanden. Da werden – gerade mit Blick auf die Klimakrise und die politischen Reaktionen darauf - jahrzehntelang verfestigte Lebensentwürfe in Frage gestellt. Die Angst ist ein idealer Nährboden für rechtspopulistische Strömungen.“ Wo das Vertrauen in die traditionellen politischen Akteure verloren geht, bieten sich neue Akteure mit vermeintlich einfachen Lösungsstrategien an – „die so aber gar nicht realistisch sind“, betont Dr. Drews, der zusätzlich die Entwicklung der sozialen Medien für das allgemeine Gefühl der Verunsicherung verantwortlich macht: „Vielen fällt es schwer, was sie nun eigentlich glauben sollen, oder nicht, wenn es für jede noch so absurde Verschwörungstheorie bestehende Netzwerke und vermeintliche Experten gibt.“

Nach den Vorträgen wird Friedrich Hauschildt als Gastgeber des Abends mit Kirsten Lühmann und Dr. Albert Drews in die Diskussion gehen. Für den passenden musikalischen Rahmen ist ebenfalls gesorgt.