Kirchenkreis-Serie: Was mich bewegt – Maren Sachau

Nachricht 21. Juni 2021

"Senior*innen manchmal ungewollt entmündigt"

In einer Serie berichteten Mitglieder aus dem Kirchenkreis, welche Dinge sie aktuell beschäftigen, was ihnen gerade auf der Seele brennt oder welche Erlebnisse ihnen zuletzt Mut und Hoffnung gegeben haben. Den Abschluss unserer Serie bildet Maren Sachau, die Pastorin für Altenseelsorge im Ev.-luth. Kirchenkreis Celle.

In meiner Aufgabe als Pastorin für Altenseelsorge im Ev.-luth. Kirchenkreis Celle blicke ich auf ein sehr spezielles Jahr zurück. Und ich denke darüber nach, wie unsere Gesellschaft mit den von der Pandemie besonders bedrohten Senior*innen umgegangen ist. Dabei werde ich das Gefühl nicht los, dass wir unsere älteren Mitbürger*innen manchmal ungewollt entmündigt haben.  
Gerade die Bewohner*innen in Altenheimen müssen vor so einem neuartigen Virus gut geschützt werden. Meine Erfahrung zeigt allerdings, dass die Bewohner*innen dabei zum Glück nicht nur von Angst beherrscht werden. Viele berichten mir von ihren Kriegs- und Fluchterfahrungen und wie vergleichsweise komfortabel es ihnen jetzt in dieser Krise geht.

Gleichzeitig leiden gerade Senior*innen natürlich unter der sozialen Distanz, der Einsamkeit und den eingeschränkten Freizeitmöglichkeiten. Vor einigen Wochen berichtete mir zum Beispiel eine Dame, dass sie früher so gerne getanzt hätte und wie sehr sie das vermissen würde. Bei meinem nächsten Besuch brachte ich eine Musikbox mit und gemeinsam tanzten wir nach ihrer Wunschmusik in gebührendem Abstand durch den großen Besucherraum. Darum geht es auch in meiner Arbeit: Die Senior*innen bei der Essenz ihres Lebens abzuholen. Dazu gehört bei vielen auch der Glaube. Die Gottesdienste sind gut besucht, die Sehnsucht nach Gemeinsamkeit und einer tiefen religiösen Anbindung ist dabei deutlich zu spüren.

Mir ist auch sehr wichtig, den einzelnen Menschen in den Seelsorge-Sprechstunden Raum für ihre persönlichen Themen zu geben, gerade in Zeiten von Corona. Für die Zukunft wünsche ich mir, dass wir immer wieder neue Wege suchen, um unseren Senior*innen weiterhin auf Augenhöhe zu begegnen. Mein großer Respekt gilt dabei besonders allen Menschen, die das jeden Tag sehr engagiert tun.