Dr. Stephan Schaede, die Landeskirche hat 2022 zum Taufjahr ausgerufen. Warum?
Eigentlich ist jedes Jahr seit der Geburt Christi ein Taufjahr. Menschen, die ihr Kind, oder Erwachsene, die sich selbst als Gottesgabe begreifen, stellen sich ausdrücklich in die Gemeinschaft, den Schutz Gottes. Nun sind durch die Corona-Pandemie elementare Feiern des Lebens ausgefallen, wurden verschoben oder nur sehr eingeschränkt gefeiert. Hochzeiten, Geburtstags- und Traujubiläen… Taufen feiern das Leben eines Menschen als das kostbarste aller Gottesgeschenke. Die Freude darüber möchten Menschen verständlicherweise in festlichem geselligem Rahmen feiern. Die Initiative „#gottesgeschenk. Ich bin getauft“ der Landeskirche bietet die Chance und Angebote, die Taufen, die in den Jahren 2020 und 2021 entfallen sind, zu feiern. Das Signal dieser Initiative ist: Lasst die Gelegenheit nicht verstreichen, jetzt zu feiern, Eure Kinder oder Euch selbst dem besonderen Taufsegen Gottes anzuvertrauen.
Welche Ideen gibt es im Sprengel, das Taufjahr mit Leben zu füllen?
Es ist ganz schlicht: Mit Leben füllen, die die leben: also ganz elementar die Kinder oder Jugendliche oder Erwachsene mit ihrer Neugier auf Gott selbst. Viele Kirchengemeinden laden deshalb insbesondere sie und ihre Angehörigen für den Sommer zu Tauffesten ein. Da werden in einem gemeinsam gefeierten Taufgottesdienst, oft an besonderen Orten, z.B. an Flussläufen in der Nähe, aber auch klassisch in der Kirche am Taufstein ganz viele Menschen getauft. Hinterher wird gemeinsam in unterschiedlichsten Formen gefeiert, Essen und Trinken in ganz großen bunten Runden geteilt. Denn zusammen zu feiern, macht einfach mehr Spaß. Diese Feste sind zugleich ein lebendiger Einstieg ins gemeinsame geteilte Leben vor Gott auch jenseits des Gottesdienstes. Ich finde klasse, dass die Tauffeste Menschen, die allein erziehen, sich allein auf den Weg zur Taufe machen oder einfach jeden Euro umdrehen müssen, uneingeschränkt die Taufe feiern lassen.
Durch die Taufe werden Menschen Mitglied der Kirche. Seit der EKD-Synode 2017 wird über ergänzende oder alternative Formen der Zugehörigkeit nachgedacht. Was ist damit gemeint und was halten Sie von „neuen Formen der Mitgliedschaft“?
Die Taufe ist der festliche, von Gott gesegnete Start meines Christseins in einer Kirche. Das ist geistlich nicht zu toppen, ist der sakramentale Herzschlag der Kirchenzugehörigkeit. Wir können stärker werden in der Kunst, Menschen, die sich nach geistlichen Herbergen sehnen oder auf der Suche nach Gott sind, einladende Übergänge und Zugänge zu dieser Zugehörigkeit zu gestalten. Das sollte der theologische Antrieb sein, über neue Formen der Mitgliedschaft zu reden, einer Mitgliedschaft zu einer sehr bunten Gruppe von Menschen, die unterschiedlichste Formen der Suche nach Gott verbindet. Gefunden werden kann Gott immer wieder nur gemeinsam, gemeinsam unbedingt auch mit jenen, die religiös fremdeln.
Was bedeutet es Ihnen persönlich, getauft zu sein?
Gott hat ja zu mir gesagt, ja und nochmals ja. Egal, was ich anstelle. Egal, wie weit ich mich von ihm selbst entferne. Egal, wie sehr ich einmal in Vergessenheit geraten werde. Meine Person, mein Name, wie die Namen aller Getauften, sind im Himmel Gottes auf immer aufgeschrieben – ich male mir aus: Aus dem zum Teil abgründigen Kauderwelsch, mit dem ich Tag für Tag mein Leben zusammenbuchstabiere, reimt Gott kilometergroße, ewige, blauglänzende Buchstaben zusammen.
Ihr Taufspruch?
Furcht ist nicht in der Liebe (1. Joh 4,18).