Frieden spielen
Ein Mann sitzt auf einer Bank im Park und beobachtet Kinder beim Spielen. „Peng!“ – „Ich hab dich getroffen, du bist tot!“ So geht es hin und her. „Nein, ich hab noch ein Leben!“ tönt es zurück. Der Mann ist entsetzt. „Warum spielt Ihr denn Krieg, spielt doch lieber Frieden!“, ruft er ihnen zu. Sie halten inne und überlegen. Nach einer Weile kommen sie auf ihn zu und fragen „Wie spielt man denn Frieden?“
Weltraum-Waffen, Raketen mit Waffenausstattung, bewaffnete Figuren
Diese Geschichte kam mir in den Sinn, als ich kürzlich eine Werbung für Lego-Spielzeug durchblätterte. Es gibt sie noch, die Box mit den Steinen, mit denen man bauen kann, was man möchte, mit denen man seine Phantasie spielen lassen kann. Aber ansonsten: Weltraum-Waffen, Raketen mit Waffenausstattung, bewaffnete Figuren, Schiffe, Fahrzeuge… Die Guten kämpfen gegen die Bösen. Das Böse muss mit Waffengewalt besiegt werden. Da gibt es keine Verhandlungsspielräume, keine Überzeugungsversuche, kein Hineinversetzen in den anderen und kein Verständnis für seine Beweggründe. Ich bin schockiert. Das „Mädchenspielzeug“ ist noch ähnlich wie zu meiner Kindheit. Da gibt es schöne Häuser und Einrichtungen und Gärten und Familien, Wohnmobile voll ausgestattet; aber das „Jungenspielzeug“ basiert auf Kriegsspielen und waffenstrotzenden Fernsehserien- und Kino-Figuren in allen Größen, Formen und Farben.
Bevor ein Kind lernt zu denken, lernt es schon Krieg zu spielen. Bis eben hatte ich noch die Hoffnung, wenn der Krieg lange genug vorbei ist, dann weiß niemand mehr, wie Krieg spielen geht. Aber das war wirklich naiv. Denn am Frieden verdient man nicht so viel wie am Krieg. Und das wird von langer Hand vorbereitet. Jesus hat gesagt: „Selig sind, die Frieden stiften, denn sie werden Gottes Kinder heißen!“ – Gottes Kind sein wollen? Das füllt keine Kassen.
Carola Beuermann ist Pastorin in den Kirchengemeinden Kreuzkirche und Neuenhäusen