Klimaschutztour durch Nienhagen und Celle – Landesbischof zu Besuch

Nachricht Celle, 02. Mai 2022

Auch wenn das Windrad vor Nienhagen heute still stand – in dem kleinen Ort bei Celle weht ein besonderer Wind. Gemeinde- und Pfarrhaus beziehen ausschließlich Ökostrom, auf dem Dach hängt eine Photovoltaikanlage und im benachbarten Nienhorst entsteht auf einer Brachfläche eine Blühwiese. Der Kiefernwald wurde zum Mischwald umgestaltet. Die Wiese daneben wiederum ist an einen Bauern mit der Auflage verpachtet, ökologisch zu wirtschaften. Ein Vormittag reichte kaum aus, um Landesbischof Ralf Meister (auf dem Foto rechts zu sehen, neben ihm Bernd Soltendieck, Abteilungsleiter Liegenschaften im Kirchenamt Celle) alles zu zeigen – er war auf Einladung des Kirchenvorstands zu Besuch in der St. Laurentius-Gemeinde und anschließend auch beim Kirchenkreis in Celle. Per Rikscha war der Landesbischof auf dem Gebiet der Kirchengemeinde unterwegs.

Stolzes "Greenhagen"

„Seit mehr als 20 Jahren setzen wir uns für den Klimaschutz ein“, sagte Harald Schilbock, Vorsitzender des Kirchenvorstands in Nienhagen. Und er und sein Team von der kirchlichen Klimainitiative zeigten dem Landesbischof mit Stolz, was sie schon erreicht haben: Etwa das Windrad auf dem Feld, bei dem die Tour startet.

Die Dienstfahrten der Hauptamtlichen werden wann immer möglich mit geteilten E-Autos erledigt, die Gemeinde ist Mitglied im „Greenhagen Verein“. Es gibt Überlegungen, eine Energie-Genossenschaft zu gründen, um selbst erneuerbare Energie gewinnen und in das Netz einspeisen zu können. In der Kirche sind – nur von Nahem erkennbar – zusätzliche Gläser vor die Fenster gesetzt worden, um die Wärmedämmung zu verbessern.

Das Gemeindehaus soll energetisch saniert werden

Manches hat auch nicht geklappt, wie etwa die Idee, das Pfarrhaus mit Pellet-Energie eines benachbarten Bauern zu versorgen – doch neue Projekte sind schon im Werden: Das Gemeindehaus soll energetisch saniert werden und auch das Windrad, das auf Kirchengrund steht, soll erneuert werden. „Hier würden uns manchmal mehr Unterstützung von der Landeskirche wünschen“, sagte Schilbock. Bei manchem Antrag, der geprüft werden müsse,  gebe es sehr lange Wartezeiten, was zu ärgerlichen Verzögerungen bei Projekten vor Ort führe.

Die Kirchengemeinde Nienhagen setzt beim Klimaschutz viel auf die Vernetzung mit anderen Akteuren vor Ort und einen guten Austausch mit der Kommune. Relativ neu ist die Gründung der „Klimainitiative“; eins ihrer Projekte ist in Kooperation mit dem Nabu das Turmfalkenprojekt im Kirchturm. „Durch die Klimainitiative konnten wir auch viele Menschen begeistern, die wir sonst nicht im kirchlichen Kontext sehen, die sich aber für das Thema Klimaschutz interessieren", sagt Oliver Friedebolt aus dem Kirchenvorstand.

Freie Stelle für Klimaschutzmanagement

Gespannt sind die Aktiven in der Kirchengemeinde, was in Zukunft in Nienhagen und auch in anderen Kirchengemeinden entstehen kann, wenn eine Stelle für Klimaschutzmanagement, die aktuell ausgeschrieben ist, besetzt wird. Hier und bei einer weiteren geplanten Stelle kooperieren die drei Kirchenkreise Celle, Soltau und Walsrode.

Landesbischof Ralf Meister zeigte sich von der Arbeit in Nienhagen sehr beeindruckt: „Seit vielen Jahren wird hier innovativ und professionell gearbeitet und es wurde schon ganz viel erreicht. Besonders beeindruckt mich die sehr gute Zusammenarbeit der Kirchengemeinde mit weiteren Akteurinnen und Akteuren hier vor Ort.“ Der Kirchengemeinden gelinge es, Klimaschutz und Bewahrung der Schöpfung nicht nur zu fordern, sondern direkt umzusetzen und selbst zu gestalten.

„Wäre das Geld da, würden wir natürlich Photovoltaikanlagen oben draufsetzen“

Nach der Rundtour durch Nienhagen ging es für den Landesbischof nach Celle zu Besichtigungen und Gesprächen mit Verantwortlichen im Kirchenkreis. Die Kita Caroline Mathilde und die kirchliche Familienbildungsstätte stehen vor einer ähnlichen Herausforderung: Sie sind in die Jahre gekommen und müssen saniert werden – große Anstrengungen für Kirchenkreis. „Wäre das Geld da, würden wir natürlich Photovoltaikanlagen oben draufsetzen“, sagte Superintendentin Andrea Burgk-Lempart. So wird immerhin die mittlere Dachebene der Fabi begrünt, 25.000 Euro kostet das zusätzlich zu den ohnehin anfallenden Baukosten.

Die Verantwortlichen im Kirchenkreis bewegten noch andere Dinge: Bei denkmalgeschützten Gebäuden stehe der Denkmalschutz nicht selten dem Klimaschutz im Weg. Hier konnte der Landesbischof eine Reihe von Bedenken nachvollziehen und ermutigte dazu, hier hartnäckig zu bleiben. Weiter versprach Meister, die Anregungen und Ideen aus Celle und Nienhagen mit nach Hannover zu nehmen, um sie in die Entscheidungsgremien der Landeskirche einzubringen. Dazu gehöre auch die Frage, wie Klimaschutzmaßnahmen in Kirchengemeinden zeitnah und möglichst unbürokratisch finanziell unterstützt werden könnten.

„Wir müssen das Wissen weitertragen"

Die stellvertretende Superintendentin und Synodale Franziska Baden, Pastorin in Eschede, regte an, Knowhow, das es in einigen Kirchengemeinden beim Thema Klimaschutz gibt, auch anderen Kirchengemeinden zugänglich zu machen: „Wir müssen das Wissen weitertragen, damit nicht jede Gemeinde von null anfangen muss. Es ist super, was schon alles passiert, und davon können auch andere profitieren.“