Seit nunmehr über 14 Jahren gibt es die monatlich stattfindende ökumenische Abendandacht zum Wochenschluss in der Celler Stadtkirche, getragen von der Gemeinde der Stadtkirche, der Evangelisch- Freikirchlichen Gemeinde am Wederweg und der Katholischen Kirchengemeinde.
Warum ich dankbar bin
Ich bin sehr dankbar für dieses Geschenk des gemeinsamen Betens über die Grenzen von Gemeinden und Konfessionen hinweg und habe es in diesem doch durchaus beachtlichen Zeitraum oft als tragend und hilfreich erlebt bei allen Herausforderungen und Veränderungen der Zeit. Aus diesem regelmäßigen Beten erwuchs auch Gemeinschaft und Begegnung über den Kirchenraum hinaus. Besonders gern denke ich an unsere gemeinsame Fahrt nach Wittenberg vor fast genau sechs Jahren zum Auftakt der großen Feierlichkeiten zum 500-jährigen Reformationsjubiläum. Und selbstverständlich gibt es darüber hinaus noch weitaus mehr Leben und Miteinander in der Ökumene. Und das ist gut so und unglaublich wichtig!
Auf den Reformationstag folgen die Gedenktage Allerheiligen und Allerseelen. Natürlich leben wir unser Christsein in unterschiedlichen Traditionen und diese drücken sich in unterschiedlichen Formen aus, die aber auch durchaus bereichernd sein können. Natürlich können wir die Unterschiede im Glauben weder einfach weg reden oder oberflächlich überdecken.
Die Grenzen verschwinden
Doch in meiner Erfahrung erlebe ich, dass konfessionelle Unterschiede im alltäglichen Leben der Menschen zunehmend keine Rolle mehr spielen, Grenzen zwischen den Konfessionen verschwinden oder verlaufen sogar eher innerhalb der Konfessionen zwischen verschiedenen Strömungen. Herausgefordert von einer doch immer stärker säkularen - und vor allem zunehmend entkirchlichten - Gesellschaft können wir, so bin ich zumindest fest überzeugt, nicht mehr nebeneinander oder gar gegeneinander Kirche sein, sondern nur miteinander, einander ergänzend und gemeinsam suchend nach Antworten auf die vielen Fragen und Herausforderungen unserer Zeit. In der heutigen Gesellschaft werden wir nur dann Gehör finden, wenn wir als Kirchen gemeinsam das Wort erheben.
Deshalb ist es auch so wertvoll, dass der Reformationstag mancherorts in ökumenischer Verbundenheit begangen wird, wie am Montagabend in der Stadtkirche Celle. Reformen, Veränderung und Erneuerung sind und bleiben Themen für uns alle.
Pater Thomas Marx – St. Ludwig