Ins kalte Wasser geworfen zu werden und dann auch noch an Weihnachten, klingt zunächst erstmal nach einer Erfahrung, die man gerne vermeiden würde. Und auch Wiebke Martens sagt: „Wenn ich es mir hätte aussuchen dürfen, hätte ich diese Aufgabe an einem weniger aufregenden Datum übernommen.“
Pastor Seelemeyer suchte nach Ersatz
Familie Martens ist seit vielen Jahren aktiv in der Garßener Markusgemeinde, die 20-Jährige Wiebke studiert im dritten Semester Theologie in Göttingen. Wie man einen Gottesdienst leitet, stand bislang noch nicht im Studenplan. Pastor Andreas Seelemeyer aus Garßen wagte am 16. Dezember 2022 trotzdem den Anruf bei Familie Martens in Bostel. Der Pastor, an Corona erkrankt, suchte kurzfristig Ersatz für den 23-Uhr-Gottesdienst an Heiligabend. Und so sprang die Studentin für ihn ein.
Die ergoogelte zur Sicherheit den korrekten Ablauf eines solchen Gottesdienstes und schrieb eine Predigt. „Auf der Suche nach einem Thema“, sagt Wiebke Martens, „musste ich daran denken, dass wir an Weihnachten oft vergessen, dass es für viele Menschen an den Feiertagen nichts zu Feiern gibt. Dass sie einsam sind oder sich in einem emotionalen Ausnahmezustand befinden.“
In enger Zusammenarbeit mit Pastor Seelemeyer erstellte die junge Debütantin den Ablauf, suchte die passenden Musik aus und versuchte, sich im Vorfeld nicht zu sehr unter Druck zu setzen. „Es gibt sicherlich einfachere Aufgaben, als ausgerechnet an Heiligabend seinen ersten Gottesdienst zu halten. Ein wenig Druck habe ich schon gespürt.“
"Das Wichtigste: dass es den Leuten gefällt"
Dass dann doch alles reibungslos verlief, goutierten die Garßener Besucher*innen am späten Heiligabend mit warmen Reaktionen. „Ich habe von vielen gehört, dass sie sich sehr gefreut haben und den roten Faden des Gottesdienstes klasse fanden. Das war mir am wichtigsten: dass es den Leuten gefällt“, sagt Martens.
Ganz allein war sie an diesem Abend nicht, auch in anderen Gemeinden musste kurzfristig nach Ersatz gefahndet werden. Wie in der Paulusgemeinde, wo Teamer*innen aus der Jugendarbeit aushalfen. Wiebke Martens ist glücklich darüber, dass in Garßen alles so reibungslos ablief und freut sich schon auf den nächsten Einsatz: „Nur vielleicht nicht wieder an Weihnachten.“