Als alle Kartons aus dem Umzugswagen ausgeladen waren, als die Möbelpacker sich verabschiedet hatten und der ganze Stress von drei Tagen endlich beendet war, saß die neue Pastorin aus Hohne auf ihrer Terrasse und pustete einmal tief durch. Kurz darauf tauchte auf dem Nebengrundstück ein Nachbar auf. Mit einem breiten Lächeln im Gesicht rief der Mann: „Willkommen in Hohne!“
Handpuppen sitzen bis unter die Decke
Die Geschichte ist jetzt nun schon einige Monate her, die neue Pastorin der Gemeinde Hohne im Ev.-luth. Kirchenkreis Celle ist gar nicht mehr so neu und längst nicht mehr wegzudenken aus der Himmelfahrtskirche. Ein wenig Zeit zur Eingewöhnung werden sie Katharina Prüßing-Neumann aber noch geben müssen.
Ihr Arbeitszimmer im Pfarrhaus an der Dorfstraße sieht auf jeden Fall schon einmal sehr lebendig aus. Bis unter die Decke türmen sich Handpuppen in bunten Farben und ausgefallener Optik. Es handelt sich um Klappmaulpuppen („Living puppets“) und Egli-Figuren (biblische Erzählfiguren), die Prüßing-Neumann in der Tradition des japanischen Papiertheaters als Hilfsmittel einsetzt, um damit vorrangig Kinder Geschichten aus der Bibel zu erzählen.
Jugendarbeit bleibt das Steckenpferd
Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, sagt die Pastorin, „ist mein Steckenpferd“. Der Nachwuchs in Hohne profitiert bereits davon in der „Lüttenkirche“, die einmal im Monat an einem Samstag stattfindet. Nach der Konfirmation im Mai möchte sich die neue Bewohnerin des Pfarrhauses noch verstärkter um die junge Gemeinde bemühen.
„Als ich konfirmiert wurde“, sagt die 1984 in Magdeburg geborene Prüßing-Neumann, wurde die Stelle der Gemeindepädagogin reduziert, das Feld der Christenlehre lag brach.“ Gemeinsam mit einem Freund übernahm sie kurzerhand diese Aufgabe als „Hebamme des Glaubens“. Von diesen früh erlernten Fähigkeiten profitiert sie bis heute.
Stolz auf die erste Hohner Pastorin
Nach dem Theologiestudium in Halle arbeitete sie gemeinsam mit ihrem ebenfalls als Pastor tätigen Mann im Kirchenkreis Weimar. Nach einigen Jahren der Arbeit suchte sie nach einer Dorfpfarrstelle in ihrer Heimat, weil sich dort nichts fand, suchte das Paar in Bayern und in Niedersachsen und wurde in Hohne fündig. „Ich erinnere mich an unseren ersten Besuch: ein schöner und sonniger Herbsttag und dann ein Rundgang mit Dieter Schmidt vom Kirchenvorstand.“ Die lebendige Atmosphäre und die Herzlichkeit der Menschen gaben schließlich den Ausschlag pro Hohne – ihr Mann fand eine Stelle als Schulpastor in Gifhorn.
In Hohne sind sie stolz darauf, die rein männliche Ahnengalerie der vor Ort tätigen Pastoren endlich mit einer Frau ergänzen zu können. Unter der Begleitung von Pastorin Inge Matern wurde Prüßing-Neumann sanft in ihr Amt eingeführt, doch der Lernprozess ist noch lange nicht abgeschlossen: „Ich möchte die Traditionen im Dorf kennenlernen und in Ruhe darüber nachdenken, was der Gemeinde guttut“, sagt sie. Ganz sicher dann auch unter Zuhilfenahme der Puppen.
"Hohne ist absolut liebenswert"
Gibt es etwas, dass die gebürtige Magdeburgerin als „typisch Hohne“ empfindet? Da muss sie kurz drüber nachdenken und erzählt dann, wie sie vor einigen Wochen im Garten saß und einen Vogel schreien hörte. „Das Geräusch kenn ich doch“, dachte Prüßing-Neumann. Es war ein Pfau, der in einem der Hohner Gärten lebt. „Hier in Hohne“, sagt die Pastorin, „hört man Käuzchen und Störche, Hirsche und Kühe und eben auch Pfauen rufen. Hohne ist wie das Leben: bunt und vielfältig, immer wieder für Überraschungen gut und absolut liebenswert.“