Wie schwer ist eigentlich der Alltag in einem Rollstuhl?

Veranstaltung 14. März 2023

20 junge Menschen, fünf Rollstühle, eine Aufgabe: Teilnehmer*innen eines Inklusionsseminars der Diakonie Niedersachen macht sich im Rahmen einer Rollstuhl-Rallye auf Selbsterfahrungstour durch die Celler Altstadt.

Unterstützung für die 16 bis 23 Jahre alten FSJler des Seminars in Hermannsburg gab es vom Sanitätshaus Pahmeyer, das fünf Rollstühle zur Verfügung gestellt hatte. So konnten die Teilnehmenden gruppenweise die Altstadt im wahrsten Sinne des Wortes erfahren. Wie viele alltägliche Barrieren müssen Menschen mit Rollstuhl überwinden? Um Antworten auf solche Fragen ging es bei der Selbsterfahrung der besonderen Art.

Fahrtstühle defekt, Treppen im Innenraum

Nach über zwei Stunden kamen die Teilnehmenden in das Diakonische Werk in der Fritzenwiese zu einer Reflexionsrunde zusammen. Zusammen mit der dort eingerichteten Stelle der „Ergänzenden unabhängigen Teilhabeberatung“ (EUTB), in Trägerschaft des Ev.-luth. Kirchenkreises Celle und dem Verein „Zentrum Selbstbestimmt Leben – Lüneburger Heide e. V.“ (ZSL LGH) konnten die Teilnehmenden über die Erfahrungen und die Barrieren berichten.

Auf ihrer Tour hatten die Teilnehmenden festgestellt, dass viele Fahrstühle defekt waren und selbst kleine Stufen für Rollstuhlfahrende ein Problem sind. Bei einem Besuch eines Restaurants waren gleich Gäste hilfsbereit aufgesprungen und hatten einen der Rollstühle über das Hindernis gehoben. Selbst augenscheinlich barrierefreie Ladeneingänge hatten sich mit Blick auf Schwellen und Treppen im Innenraum als trügerisch herausgestellt. Die Teilnehmenden berichteten zudem, dass sie anders wahrgenommen wurden. Die meisten Menschen erkennen offensichtlich nicht, wie mühselig die Fahrt wegen der vielen Barrieren im Rollstuhl ist. „Ich weiß nicht, ob ich so oft angelächelt worden wäre, wenn ich nicht im Rollstuhl gesessen hätte“, sagt eine der Kursteilnehmerinnen.

Im Gespräch mit Antje Müller-Dreßler (EUTB) und Jana Petersen-Franke (ZSL LGH) konnten die Anwesenden noch mehr über die Beratungsstellen erfahren. Außerdem ging es um die Independent-Living-Bewegung, den Betroffenenaspekt (Peer) und allgemeine Barrieren im Alltag.
 

mit freundlicher Genehmigung von Tobias Franke / Celler Presse