Die Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers trauert um den früheren Lüneburger Regionalbischof Dieter Rathing. Der Theologe starb am 24. April 2023 im Alter von 66 Jahren. Von 2011 bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2021 stand er an der Spitze des Sprengels Lüneburg. Zuvor war er Superintendent des Kirchenkreises Verden, wo er auch im Ruhestand lebte.
"Bescheidene, glaubwürdige und einfühlsame Art"
Landesbischof Ralf Meister sagt: „Der Tod von Dieter Rathing erschüttert mich. Dieter Rathing hat durch seine bescheidene, glaubwürdige und einfühlsame Art, die Herzen von Menschen berührt. In seinem Blick waren die Menschen innerhalb unserer Kirche ebenso, wie all diejenigen, die den Kontakt zur Kirche verloren hatten. Er wird mir als ein pointierter und im besten Sinne frommer Prediger in Erinnerung bleiben. Ihm gelang es, Bibel und Welt, Mensch und Gott in Beziehung zu bringen. Wir vertrauen Dieter Rathing der Liebe Gottes an und sind im Gebet verbunden mit seiner Familie und allen, die um ihn trauern.“
Ein Markenzeichen Dieter Rathings waren seine jährlichen Betriebspraktika: So begleitete er im Sommer 2018 einen Schäfer und zog mit einer Heidschnucken-Herde eine Woche lang durch die Lüneburger Heide. Weitere Praktika führten ihn u.a. in eine Bäckerei, in ein Theater, auf eine Baustelle oder in den Arbeitsbereich der Dorfhelferinnen.
"Der Blick über den Kirchtur hinaus"
In seiner Amtszeit ordinierte Rathing rund 60 Theologinnen und Theologen in den Pfarrdienst, beauftragte 61 Männer und Frauen mit dem Prädikantendienst und segnete zehn Diakoninnen und Diakone für ihren Dienst. Regelmäßige Besuche in den zehn Kirchenkreisen des Sprengels bildeten einen weiteren Schwerpunkt. Wichtig war Rathing „der Blick über den Kirchturm hinaus“: Thematische Reisen führten ihn in landwirtschaftliche Betriebe und Einrichtungen im Nordosten Niedersachsen. Die Bestattungs- und Erinnerungskultur, Orte des Friedens, das Handwerk, Kunst und Kultur sowie Genossenschaften waren weitere Themenfelder.
Der Theologe war Mitglied des Missionsausschusses des Evangelisch-lutherischen Missionswerks in Niedersachsen, Vorsitzender des Arbeitskreises Heide der "Kirche im Tourismus" und Vorsitzender des Aufsichtsrats des Evangelischen Bildungszentrums Hermannsburg bei Celle. Über seinen Ruhestand hinaus war Rathing bis zum vergangenen Jahr Vorsitzender des evangelischen Dorfhelferinnenwerkes Niedersachsen.
Die Liebe zum geistlichen Wort
In den Predigten Rathings kamen seine theologische Begabung, Originalität und Sprachwitz zusammen. „Wenn Sie hinter meiner Leitung des Sprengels eine Liebe zum geistlichen Wort und zu einer Orientierung am praktisch wirkenden Tun wahrgenommen haben, sehe ich mich sehr verstanden“, schrieb Dieter Rathing 2021 den Pastorinnen und Pastoren im Sprengel Lüneburg zum Abschied. Im März 2021 ging der 64-Jährige in den vorzeitigen Ruhestand. Sein Nachfolger wurde im Juli 2021 Dr. Stephan Schaede.
Dieter Rathing wurde 1956 in Aerzen (Landkreis Hameln-Pyrmont) geboren. Er studierte evangelische Theologie in Tübingen und Göttingen und absolvierte sein Vikariat in der Stader Kirchengemeinde St. Cosmae-Nicolai. Nach seiner Ordination wurde er 1986 Pastor in der Stader Kirchengemeinde St. Wilhadi, wechselte 1994 zur Osnabrücker Kirchengemeinde St. Marien und wurde 2001 Superintendent des Kirchenkreises Verden. Rathing hatte eine Ausbildung als Bibliodrama-Leiter und schloss den Studiengang Öffentlichkeitsarbeit des Gemeinschaftswerks der Evangelischen Publizistik (gep) als Kommunikationswirt ab.
Im April 2011 berief der damalige Kirchensenat der Landeskirche Hannovers Dieter Rathing zum Landessuperintendenten des Sprengels Lüneburg. Seit Inkrafttreten der neuen Kirchenverfassung 2020 führte Rathing den Titel Regionalbischof.
Dieter Rathing war verwitwet und hinterlässt zwei erwachsene Kinder.
Die Trauerfeier für Dieter Rathing findet am Donnerstag, 4. Mai 2023, um 11 Uhr im Dom zu Verden statt.
Bild: Jens Schulze