„Kirsche auf der Sahnetorte“ – Neue Software revolutioniert Arbeit im Diakonischen Werk

Nachricht 30. Oktober 2024

Bedürftig sein in Deutschland ist eine Herausforderung. Der Sozialstaat hält viele doppelte Böden bereit, um den Fall nach ganzen unten zu verhindern; doch um an diese Fangnetze zu kommen, brauchen Betroffene eine ganze Menge Geduld und starke Nerven.

22.000 Seiten Bürokratie

Wer sich schon einmal mit einem Antrag für Bürgergeld oder Arbeitslosengeld II beschäftigen musste, kann ein Lied davon singen. Die Grundlage aller sozialen Bürokratie, das Sozialgesetzbuch, umfasst sage und schreibe 22.000 Seiten. Manche Anträge sind mehr als 70 Seiten lang und wer nur ein Kreuz falsch setzt, läuft Gefahr, die ganze Prozedur noch einmal wiederholen zu müssen oder im Zweifel lange auf sein Geld zu warten.

In der Fritzenwiese 7 kennt man sich damit aus. Hier, im Haus des Diakonisches Werks Celle, erhalten Bürgerinnen und Bürger Unterstützung beim Stellen von Anträgen und beim Ausfüllen der mitunter komplizierten Formulare. Bettina Ralva, Holger Reiss oder Behiye Uca helfen weiter. Aber der alltägliche Kampf mit der Bürokratie kostet sehr viel Zeit, die sie sonst sinnvoller nutzen könnten.

Eine bahnbrechende Software

Entsprechend gelöst und fröhlich ist die Stimmung am Dienstagmorgen in Besprechungsraum 109. Zu Besuch ist Dr. Diana Schönenberger, die bis vor kurzem selbst im Diakonischen Werk tätig war und sich inzwischen mit ihrer Firma „BonusBot GmbH“ selbstständig gemacht hat. An ihrer Seite: Softwareentwickler Heiko Laas und Vertriebsleiterin Franziska Dening-Oehmichen. Gemeinsam mit ihrem Team ist Schönenberger heute hier, um die Früchte der Arbeit zu präsentieren, von deren Ernte nicht nur die Mitarbeiter*innen im Diakonischen Werk, sondern vor allem ihre Klientinnen und Klienten profitieren werden.

„So12“ heißt die bahnbrechende Software, die die Fachkräfte im Kampf gegen die Bürokratie unterstützen soll. „Unser digitaler Assistent für soziale Fachkräfte beschleunigt und professionalisiert die Zuschussberatung - für Fachkräfte, aber auch für Quereinsteiger“, erklärt Diana Schönenberger. „Mit ‚So12‘ bieten wir erstmals eine leistungs- und behördenübergreifende Software, die Ansprüche nicht nur erkennt, sondern automatisch die nötigen PDFs inklusive aller Anlagen für Ratsuchende Menschen ausfüllt. Die modernste und intelligenteste Ausfüllassistenz Deutschlands.“

"Das wird unsere Arbeit revolutionieren"

Lizenzen für diese Software hat sich das Diakonische Werk schon gesichert. Geschäftsführerin Heike Lührs sagt: „Das Sozialgesetzbuch ist für viele ein Buch mit sieben Siegeln. ‚So12‘ wird unsere Arbeit vereinfachen, beschleunigen und revolutionieren.“ Gegenwärtig kümmern sich ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter um 375 Klienten. Die Bearbeitung eines Antrags, schätzt Kirchenkreissozialarbeiter Holger Reiss, habe in der Vergangenheit mehrere Stunden in Anspruch genommen. „Weil jetzt die Software automatisch ausfüllt und berechnet, werden wir mehr Kapazitäten haben, einer größeren Zahl von Menschen als bisher helfen zu können.“ Und dann sagt er einen Satz, den Dr. Diana Schönenberger und ihre Kolleg*innen sicherlich sehr gerne hören werden: „Diese Software ist für mich und unsere Arbeit die Kirsche auf der Sahnetorte.“

(Unser Foto zeigt von links nach rechts: BonusBot-Vertriebsleiterin Franziska Dening-Oehmichen, Softwareentwickler Heiko Laas, die Diakonie-Mitarbeiter Bettina Ralva, Holger Reiss, Behiye Uca, Diakonie-Geschäftsführerin Heike Lührs und BonusBot-Geschäftsführerin Dr. Diana Schönenberger)

"Mehr Kapazitäten um noch mehr Menschen helfen zu können."

Kirchenkreissozialarbeiter Holger Reiss