Die Ferienzeit hat begonnen und sehr viele Schülerinnen und Schüler oder auch Lehrkräfte werden jetzt aufatmen: Sommer, Ferien, vielleicht eine Reise und – endlich keine Schule.
Ich bin allerdings immer gerne zur Schule gegangen. Schule nahm ich als Herausforderung, habe nicht aufgegeben, sondern gekämpft, manchmal auch geschummelt. Bin meistens damit durchgekommen. Nur einmal, da habe ich es etwas zu weit getrieben. Ich war schon in der Oberstufe und hatte meinen Kunst-Leistungsfachlehrer belogen, hatte „abgekupfert“, sprich, einen Entwurf von einem bekannten Künstler geklaut und als meinen ausgegeben. Das lief anfänglich so leicht, der Lehrer hatte es gar nicht gemerkt! Aber es wurde mir immer schwerer. Ich bekam Gewissensbisse, kam mit dem Entwurf nicht weiter. Ich hatte ein gefährliches Spiel begonnen. Die Macht der Gedanken, dass der Lehrer es herausbekommen würde, wurde immer größer. Dann kam eine Nacht, die ich niemandem wünsche. Ich konnte nicht schlafen und in meiner Not betete ich zu Gott, dass er mir helfen möge. War es Gott oder Einsicht, ich weiß es nicht. Aber als es tagte, da wusste ich, was zu tun war: Ich musste der Lehrkraft aufrichtig sagen, was ich getan hatte. Die durchlittene Nacht war mir anzusehen. Mein Vater fragte morgens, was denn sei. Ich log noch einmal: „Alles in Ordnung, Papa!“ So setzte ich mich aufs Rad und fuhr zur Schule. Kunst war erst in der dritten Stunde. Drei Stunden Notzeit. Zum Stundenschluss beichtete ich meinem erstaunten Lehrer meine Tat. Ich schlug ihm vor, einen neuen Entwurf vorzulegen und ohne Verlängerung den Abgabetermin einzuhalten. – Da geschah das Unglaubliche: Der Lehrer wurde ganz ruhig und sagte: „Es ehrt Dich, dass Du jetzt so ehrlich bist.“ Er machte mir lediglich eine kleine weitere Auflage für meinen Entwurf. – Das war´s. Damit war das Thema für ihn erledigt und er ging in seine Pause. – Ich wusste nicht, wie mir geschah. War er es oder Gott oder beide, die mir damals eine wirkliche Chance boten und mich gleichzeitig lehrten, möglichst aufrichtig zu sein.
Ich muss immer an meinen Kunstlehrer und diese Geschichte denken, wenn ich den Wochenspruch für den morgigen Sonntag lese: Aus Gnade seid ihr selig geworden durch Glauben, und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es.