Das Wort zum Sonntag - von Thomas Marx

Nachricht 08. Dezember 2021

Zwischen Zeit und Ewigkeit

Der Christkönigssonntag der katholischen Kirche ist eines der jüngsten Feste, die wir in der Kirche feiern. Im Bewusstsein stärker verankert ist hier in unserer Gegend der Ewigkeits- oder Totensonntag.

An die Gräber der Großeltern

An diesen Sonntag habe ich ganz persönliche Erinnerungen aus meiner Kindheit. Jedes Jahr fuhren wir aus Anlass des Totensonntags nach Eisenach und besuchten die Gräber meiner Großeltern und anderer Verwandter. Und sehr gut habe ich noch vor Augen: dieser in tristes Novembergrau gehüllte Friedhof mit dieser sich in der Mitte erhebenden düsteren Friedhofskapelle und dem hohen Schornstein des Krematoriums und dazu die zahlreichen sehr großen Grabdenkmäler mit Säulen und Figuren ganz im Stile der Jahrhundertwende. Auf mich wirkte das immer sehr bedrückend.  Und mit dieser Erfahrung stehe ich wohl nicht allein. 

Der graue November gehört für viele Menschen nicht gerade zu den besonders geliebten Zeiten des Jahres. Die spürbar kürzeren Tage, an denen es gar nicht recht hell werden will, das Fallen des Laubs, die wallenden Nebel und die verschiedenen Gedenktage für unsere Verstorbenen weisen doch eindrücklich auf das Abschiednehmen, auf das Loslassen, auf die Endlichkeit.

Alles Irdische ist endlich, vergänglich, zerbrechlich

Die gottesdienstlichen Texte dieser Zeit verweisen immer wieder auf die Endlichkeit. Alles Irdische ist endlich, vergänglich, zerbrechlich. Alles menschliche Bemühen kann darüber nicht hinwegtäuschen. Und auch Verdrängung hilf da nicht! Das Eingeständnis unserer Vergänglichkeit und die Akzeptanz unserer Ohnmacht ist immer wieder eine Herausforderung und fällt unsagbar schwer.

Doch gehen die Texte noch weiter. Sie verweisen auf das, was hinter aller Vergänglichkeit sichtbar wird. Der Blick richtet sich auf den Ewigen, auf Gott selbst. Da, wo der Mensch sich in aller Begrenztheit und Endlichkeit erfährt, führt das zuerst in Verunsicherung und Angst. Doch da, wo alles menschliche, irdische Sein endet, beginnt die Unendlichkeit des ewigen Gottes. Jenseits dieser Welt und ihrer Wirklichkeit wartet nicht der dunkle Abgrund des Nichts, sondern die Gottes Ewigkeit. Der Endlichkeit kann ich nicht entfliehen. Aber ich kann mich ausstrecken nach dem ewigen Gott, der uns in der Taufe zur Ewigkeit gerufen hat.

Thomas Marx ist Pfarrer der Katholischen Kirche Celle