Das Wort zum Sonntag - von Peter Kuhlmann

Nachricht Celle, 14. März 2022

Gerechtigkeit bringt Frieden

Eine junge ukrainische Frau schaut in die Kamera, das blonde Haar hastig hochgesteckt. Ihr Gesicht erzählt die Schrecken des Krieges. Die Augen zeigen Trauer, Schock, Verzweiflung. Tränen sind zu sehen, bereits geweinte und auch zukünftig werden noch viele fließen. Die Mundwinkel weisen nach unten. Nur Stunden vorher wird sie sich von ihrem Mann verabschiedet haben, mit der Angst, ob und wann es ein Wiedersehen geben wird. Auf ihrem Schoß hält sie ihr kleines Kind. Tränen auf den Wangen, Schnotter um die Nase, auf dem Kopf eine dicke Wollmütze, einzig die angenähten Ohren darauf zeugen von früherer Fröhlichkeit und Leichtigkeit. Aber nun ist Krieg – plötzlich und unvermittelt. Wir sehen viele Bilder in diesen Tagen, die Gesichter der Frau und ihres Kindes zeigen das Leiden. Es sind wieder die Schwächsten, die es trifft.

Ihr Schicksal vermittelt Hoffnung

Geschichten aus der Bibel kommen mir in den Sinn, sie sind vielfach Geschichten der Flucht. Auch damals waren Frauen die Leidtragenden. Sie zeigen aber auch Stärke. Ihr Schicksal vermittelt Hoffnung. Im Buch Rut flieht Noomi mit ihrer Familie vor einer Hungersnot. Mann und Söhne sterben im fremden Land. Zusammen mit ihrer Schwiegertochter Rut kehrt sie zurück. Die beiden Frauen bauen sich ein neues Leben auf. Letztlich eine Geschichte von starken Frauen, die Mut machen. Trotz Trauer verzweifeln sie nicht.

Und die Männer? Sie führen im Auftrage Gottes Kriege. Aber sie sollen am Ende der Zeiten aufhören Krieg zu führen. Sie werden ihre Waffen in Pflugscharen und Winzermesser umschmieden.

Wir finanzieren an der Zapfsäule diesen Krieg

Und wir? Es ist eine bittere Einsicht unserer Zeit: Freiheit und Demokratie müssen mit hohem militärischen Aufwand verteidigt werden. Eine weitere fatale Tatsache: wir finanzieren an der Zapfsäule und mit unserer Gasrechnung diesen Krieg. Aber gerade hier liegt unsere Chance und zugleich unserer Verpflichtung: schmieden wir diese Umstände um: Windräder und Solaranlagen werden so zu Instrumenten und Zeichen des Friedens. Unser Geld fließt somit nicht mehr in Kriegskassen von Gewaltherrschern – wir finanzieren nun endlich – und hoffentlich nicht zu spät – den Erhalt von Natur und Klima. Das ist die Gerechtigkeit, die zu erreichen sich lohnt und die jetzt gefordert ist. Sie ist uns schon verheißen: Der Gerechtigkeit Frucht wird Friede sein, und der Ertrag der Gerechtigkeit wird Ruhe und Sicherheit sein auf ewig, Jes 32,17.

Peter Kuhlmann ist Theologe und Autor aus Celle