30. September im Dom zu Verden: Ein Festtag für das Plattdeutsche

Veranstaltung Verden, 24. Juli 2023

„…und gebe Dir Frieden“ lautet das Motto der diesjährigen Vortragsreihe „Kirche trifft“ des Ev.-luth. Kirchenkreises Celle. Wirksamste Maßnahme für die Erhaltung des Friedens in unserem Kulturkreis war und ist eine funktionierende Demokratie. Doch wie steht es eigentlich um die Stabilität unseres demokratischen Systems? Welche Folgen hat es, wenn extremistische Parteien und Gruppierungen immer größere Unterstützung erhalten? Wie reagiert die Politik darauf, wenn die Kritik und das Misstrauen gegenüber dem System immer massiver werden? „Demokratien unter Druck?!“ lautet dann auch folgerichtig der Titel des kommenden Vortrags am 13. September um 19:30 Uhr in der Stadtkirche St. Marien.

Zu Gast: Kirsten Lühmann und Dr. Albert Drews

Als Gäste eingeladen sind der Politikwissenschaftler Dr. Albert Drews, Mitarbeiter der Akademie Loccum, sowie die Celler SPD-Politikerin Kirsten Lühmann, stellvertretende Bundesvorsitzende DBB Beamtenbund und Tarifunion. Durch den Abend führt Friedrich Hauschildt, ehemals Vizepräsident des Kirchenamtes der Evangelischen Kirche Deutschland. Der Eintritt ist wie bei allen Veranstaltungen von „Kirche trifft“ frei.

Die Polizeibeamtin und Politikerin Lühmann blickt gegenwärtig eher pessimistisch auf den Zustand der Demokratie in Deutschland: „Wir können aktuell nur hilflos dabei zusehen, wie eine offen rechtsextremistische Partei wie die AfD unser System ausnutzt, um es zerstören zu wollen.“ Ein großes Problem dabei sei, so die Bundestagsabgeordnete, dass die Mehrheit der Bevölkerung einfache Antworten auf die komplexen Fragen der Gegenwart verlange. „Doch die gibt es nicht.“ Lühmann zieht einen Vergleich zu den historischen Zeiten von Jesus Christus. „Damals war die Reaktion auf die römische Besatzungsmacht die Gründung einer Untergrund-Guerilla. Jesus wusste, dass diese vermeintlich einfache Lösung nicht zum Erfolg führen würde.“ Die Kirche, so Lühmann, könne und sollte in diesen so komplizierten Zeiten Orientierung bieten und Vertrauen schaffen.

Vertrauen, dass viele Menschen in die demokratischen Parteien verloren haben. „Dabei ist genau das Aufgabe der Politik“, sagt die 59-Jährige, „Zuversicht verbreiten, ohne der Bevölkerung Sand in die Augen zu streuen.“ Wie das in einer Zeit gelingen kann, da jene Zuversicht so gering ist wie schon lange nicht mehr, will Kirsten Lühmann am 13. September in der Stadtkirche erzählen. Friedrich Hauschildt freut sich außerdem auf die fachkundige Meinung des Kultur- und Politikwissenschaftlers Dr. Albert Drews von der Evangelischen Akademie Loccum. Zu den Arbeitsschwerpunkten von Dr. Drews gehören Demokratieentwicklung und Beteiligungskultur ebenso wie die Kirche als kulturpolitischer Akteur. Mit beiden Expert*innen wird Friedrich Hauschildt nach den Vorträgen in die Diskussion gehen. Für den passenden musikalischen Rahmen ist ebenfalls gesorgt.

Für Freunde der plattdeutschen Sprache ist der 30. September um 11 Uhr ein Fall für den Terminkalender – noch dazu, wenn sie sich der Evangelischen Kirche verbunden fühlen. Denn dann feiert der Verein Plattdüütsch in de Kark Neddersassen Bremen e.V. im Dom zu Verden an der Aller ein Doppeljubiläum. Zu diesem Festtag lädt er alle Interessierten ein.

Aktion „Jeidet Platt klingt anners!“

„Zum einen“, erläutert der Vereinsvorsitzende Carsten Möhlenbrock, „liegt die Gründung der Arbeitsgemeinschaft Plattdüütsch in de Kark 60 Jahre zurück. Zum anderen wurde vor fünf Jahren der Verein Plattdüütsch in de Kark ins Leben gerufen, der die Aufgaben der Arbeitsgemeinschaft übernommen hat – Jubiläum Nummer Zwei.“

Das Evangelium soll auch in niederdeutscher Sprache verkündet werden. Das ist das Ziel des Vereins. Erreicht werden soll es unter anderem durch Materialien wie etwa das Plattdeutsche Lektionar, Fortbildungen für ehren- und hauptamtliche Mitarbeiter und einen Predigtpool, der im Internet für Gottesdienste „up Platt“ bereit gestellt wird.

Verschiedene plattdeutsche Dialekte

Der Festtag startet mit einem Gottesdienst. Musikalisch umrahmt ihn der plattdeutsche Gospelchor St. Andreas aus Cloppenburg. Die Moderation übernehmen Pastorin Imke Schwarz, Beauftragte für Plattdüütsch in de Kark in der hanoverschen Landeskirche, sowie die Schauspielerin und NDR-Journalistin Benita Brunnert: Das „Hamburger Deern“ schauspielert und spricht am liebsten plattdeutsch.

Nach dem Gottesdienst leitet der Vorsitzende mit einem kurzen historischen Abriss zur Vereinsgeschichte zum Mittagsimbiss über. Der beginnt um 12.30 Uhr. An den Imbiss schließt sich ab 14 Uhr im Dom die Aktion „Jeidet Platt klingt anners!“ an: An mehreren Stationen stellen Vertreter aus den Regionen Ostfriesland, Heide, Stader Geest, Schleswig-Holstein, Brandenburg und Westfalen die verschiedenen plattdeutschen Dialekte vor.

Um 15 Uhr gibt der Gospelchor St. Andreas ein weiteres Konzert. Der Festtag endet gegen 15.45 Uhr mit dem Reisesegen. Zwischendurch besteht die Gelegenheit zum Klönen.

Wer teilnehmen möchte, meldet sich aus organisatorischen Gründen bis zum 15. September an. Das ist telefonisch bei Alfred und Christa Böhnke unter 04761/6332 möglich. Per E-Mail sind Anmeldungen gerne gesehen unter: kathrin.linkersdoerfer@evlka.de

Das Foto zeigt v.l.n.r. den Vorstand: Alfred Böhnke, Jens Wilkens, Ursula Menzel, Friedo Hansen, Imke Schwarz, Carsten Möhlenbrock und Elisabeth Stollberg. (Quelle: Privat)