„Wir beten für einen gerechten Frieden“

Veranstaltung 28. Februar 2024

Die Gottesdienstordnung für den diesjährigen Weltgebetstag stammt aus Palästina. In Zeiten des Krieges zwischen Israel und der Hamas eine Herausforderung für die weltweit größte ökumenische Basisbewegung von Frauen. Astrid Lange, Frauenbeauftragte im Kirchenkreis Celle, über den Wunsch nach Frieden.

 

 

Astrid Lange, als Frauenbeauftragte des Ev.-luth. Kirchenkreises Celle sind Sie für die Gestaltung des Weltgebetstages (WGT) mitverantwortlich, der am 1. März auf der ganzen Welt gefeiert wird. Für alle, die sich mit der Geschichte des WGT nicht auskennen: Worum geht es dabei genau?
Astrid Lange: 2027 wird der WGT sein 100-jähriges Bestehen feiern. Christliche Frauen aus verschiedenen Konfessionen haben sich erstmals vor fast einem Jahrhundert in den Vereinigten Staaten zusammengefunden, um gemeinsam einen Gottesdienst vorzubereiten und zu feiern. Bis heute hat sich daraus die größte ökumenische Basisbewegung von Frauen weltweit entwickelt – über 150 Länder sind daran beteiligt. Die Idee dahinter ist, dass jedes Jahr Frauen aus einem anderen Land die Gottesdienstordnung schreiben. Auf Grundlage dieser Ordnung werden dann überall auf dem Planeten Gottesdienste vorbereitet und durchgeführt.

Warum waren es ausgerechnet Frauen, die sich zusammengefunden haben?
Damals war es Frauen nicht erlaubt, öffentlich zu reden, auch nicht in den Kirchen. Deshalb findet der WGT traditionell an einem Freitag statt und nicht an einem Sonntag: Die Kanzel wurde den Frauen nicht überlassen. Der WGT ist damit auch Teil einer internationalen Frauenbewegung unterschiedlichster Konfessionen. Die Themen der jeweiligen Gottesdienstordnung spiegeln das wider. Es geht um Gesundheitsvorsorge, Bildungsarbeit, häusliche Gewalt gegen Frauen, Frühverheiratung, Absicherung von Witwen und so weiter. Die Motivation dahinter ist, Frauen politisch fit zu machen, sie zu ermutigen, ihre Stimme zu erheben und sich einzumischen. Ganz nach dem Motto des WGT: „Informiert beten – betend handeln“.

Wie stark ist der WGT in Deutschland verwurzelt?
US-amerikanische Frauen brachten die Bewegung Ende der 40er-Jahre auch nach Deutschland, 1949 wurden erstmals Gottesdienstordnungen gedruckt. Heutzutage ist der WGT in keinem anderen Land so stark verankert wie in Deutschland. Das lässt sich schon anhand der gedruckten Ordnungen feststellen. In Frankreich sind es pro Jahr circa 8.000. Bei uns 800.000. In Celle finden sich dafür ökumenische Vorbereitungsgruppen aus unterschiedlichen Gemeinden zusammen. Neben der größten Gruppe der evangelisch-lutherischen Gemeinden, sind es katholische Gemeinden, die Baptisten und SELK-Gemeinden.

Der diesjährige WGT steht unter dem Motto „…durch das Band des Friedens“ und wurde von Christinnen aus Palästina vorbereitet. Das hat in der Vorbereitung bereits zu einigen Problemen und Konflikten geführt.
Die Gottesdienstordnung für den diesjährigen WGT ist vor dem brutalen Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 entstanden. Der Angriff und die Antwort Israels mit dem Krieg gegen die Hamas war für alle Vorbereitenden eine besondere Herausforderung. Christinnen in Palästina sind nur eine kleine Minderheit von einem Prozent, die sich schon seit vielen Jahren in der Friedensarbeit einsetzen. Auch für uns in Celle war es im Vorfeld eine Gratwanderung, auf der einen Seite die Gebete der Frauen aus Palästina zu teilen und gleichzeitig die Geschichte der Shoah und unsere Solidarität mit Israel geltend zu machen.

Der Deutsche Koordinierungsrat für jüdisch-christliche Gesellschaften hat im Vorfeld unter anderem das Titelbild der Gottesdienstordnung kritisiert. Künstlerin Halima Aziz ist in Deutschland geboren, in Gaza aufgewachsen und hat nach dem 7. Oktober 2023 auf ihrem Instagram-Kanal Inhalte gepostet, die als Hamas-freundlich gewertet werden konnten.
Letztlich ist das Titelbild zurückgezogen worden. Die Texte der Gottesdienstordnung sind in großen Teilen unverändert geblieben, allerdings bedurfte es einiger einordnender Texte. Das Beispiel zeigt schon, wie schwierig es war, beiden Seiten Rechnung zu tragen. Der Notwendigkeit, mit den palästinensischen Christinnen zu beten und auf ihre oft verzweifelte Situation zu sehen und gleichzeitig den Schmerz und die Bedrohung Israels nicht aus dem Blick zu verlieren. Deshalb ist es den Kirchengemeinden ein besonders Anliegen, gerade in dieser Situation den Weltgebetstag als Bittgottesdienst für den Frieden zu feiern.

„…durch das Band des Friedens“ lautet das diesjährige Motto. In Kriegszeiten wie diesen wirkt das wie ein frommer Wunsch, der von der Realität überrannt wird.
Das Motto entspricht ja unserer biblischen Hoffnung: dass das Leben stärker ist als der Tod, deutlich gemacht an der Auferstehung Jesu. Mit Blick auf die gegenwärtige Lage in Palästina muss man sich der Frage stellen, wie man es schafft, friedlich zu bleiben, wenn man von so viel Gewalt umgeben ist. Wie man Kinder erzieht und diese nicht durch totale Perspektivlosigkeit entmutigt werden. Mut macht dabei die Resilienz der christlichen Frauen in Palästina. Sie nutzen dafür den Begriff „Sumud“ des „kreativen Widerstands“, auf den wir auch in den Vorbereitungen eingegangen sind: die Pflege der palästinensischen Traditionen, zum Beispiel der Esskultur oder traditioneller Handwerksarbeiten.

Auch in den WGT-Vorbereitungen in Celle war aufgrund des Konflikts zwischen Palästina und Israel viel Aufklärungsarbeit nötig. Wie sah die konkret aus?
Der WGT ist ja auch dafür da: Die Dinge differenziert zu betrachten. Nicht alle Palästinenser sind Terroristen, nicht alle Israelis sind militante Siedler. Wir haben versucht umfassend über den Nahost-Konflikt aufzuklären, berechtigte Anliegen beider Seiten einzubringen und die Schwierigkeiten und Schattenseiten des Konfliktes anzusprechen. Unsere ökumenische Bewegung hat es sich zum Ziel gesetzt, zunächst zuzuhören, dann das Gehörte nachzuvollziehen und schließlich in einen Austausch zu kommen. Ich hoffe, dass der diesjährige WGT zur Verständigung, Versöhnung und zum Frieden beitragen kann. Weltweit wird am 1. März dafür gebetet werden, dass von allen Seiten das Menschenmögliche für die Erreichung eines gerechten Friedens getan wird.

 

Gottesdienste im Ev.-luth. Kirchenkreis Celle am Weltgebetstag 2024 (1. März)

Blumlage (gemeinsam mit Altencelle): 19 Uhr in der St. Georgkirche (Blumlage 1, 29221 Celle)
Vorwerk (gemeinsam mit Garßen und der katholischen Gemeinde St. Johannes der Täufer): 19 Uhr in der St. Johannes der Täufer-Kirche (Garßener Weg 24, 29229 Celle)

Klein Hehlen (gemeinsam mit Groß Hehlen): 18 Uhr in der Bonifatiuskirche (Bonifatiusstraße 13, 29223 Celle)
Westercelle (gemeinsam mit Kreuzkirche und der Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde Celle, Baptisten): 19:30 Uhr in der Friedenskirche (Wederweg 41, 29221 Celle)
Neuenhäusen (gemeinsam mit Ev.-Freikirche Concordia Gemeinde): 19 Uhr in der Neuenhäuser Kirche (Kirchstraße 2, 29221 Celle)
Wietzenbruch (gemeinsam mit Lobetal, kath. St.-Hedwig-Gemeinde, Neustadt und Paulusgemeinde): 18 Uhr in der St. Johanneskirche (Steindamm 16, 29225 Celle)
Eldingen/Hohnhorst: 19 Uhr im Gemeindehaus der St. Marienkirche Eldingen (Bahnhofstr. 1, 29351 Eldingen)
Eschede: 19 Uhr in der St. Johanniskirche (An der Kirche 2, 29348 Eschede)
Hambühren (gemeinsam mit Oldau/Ovelgönne und der katholischen Gemeinde Heilige Schutzengel): 18 Uhr in der kath. Kirche Heilige Schutzengel (Eichendorffstraße 11, 29313 Hambühren)
Hohne: 19 Uhr in der Himmelfahrtskirche (Dorfstraße 23, 29362 Hohne)
Nienhagen: 18 Uhr im Gemeindehaus St. Laurentius (Dorfstraße 33, 29336 Nienhagen)
Unterlüß (gemeinsam mit kath. Gemeinde St. Paulus): 19 Uhr in der Friedenskirche (Schulstraße 7, 29345 Unterlüß)
Wathlingen (gemeinsam mit kath. Gemeinde St. Barbara): 19 Uhr in der St. Marienkirche (Kirchstraße 1, 29339 Wathlingen)
Wienhausen (Friedensandacht anlässlich des WGT): 18 Uhr in der Klosterkirche St. Marien (An der Kirche, 29342 Wienhausen)
Wietze (gemeinsam mit kath. Gemeinde Maria Hilfe): 19 Uhr in der St. Michaelkirche (Steinförder Straße 12, 29323 Wietze)
Winsen: 18 Uhr in der St. Johannes der Täufer-Kirche (Kirchstraße 12, 29308 Winsen)
 

Pressemeldung zum Weltgebetstag 2024
Am 1. März 2024 laden Kirchengemeinde im Kirchenkreis Celle zum alljährlichen Weltgebetstag ein. Der Gottesdienst steht unter dem Motto „… durch das Band des Friedens“ und wurde von Christinnen aus Palästina vorbereitet.

Es ist ein Weltgebetstag in schwierigen Zeiten. Der brutale Angriff der Hamas auf Israel mit vielen Opfern, mit Menschen, die immer noch in Geiselhaft sind, die Antwort Israels mit dem Krieg gegen die Hamas, der so viele Zivilisten und Zivilistinnen zum Opfer fallen, hat auch die Vorbereitungen des Weltgebetstages besonders hier in Deutschland stark beeinflusst.

Die Wichtigkeit, den Gedanken des Weltgebetstages ernst zu nehmen, indem die Gebete der Frauen aus Palästina geteilt werden und gleichzeitig die Geschichte der Shoah und unserer Solidarität mit Israel ihre Geltung behalten, stellten die Vorbereitungen in diesem Jahr vor eine besondere Herausforderung.

Die Gottesdienstordnung aus Palästina für den WGT 2024 ist vor dem 7. Oktober 2023 entstanden. Sie ist in großen Teilen unverändert geblieben, allerdings bedurfte es einiger einordnender Texte. Damit wurde vom Deutschen Weltgebetstagskomitee versucht, beidem Rechnung zu tragen: der Notwendigkeit, mit den palästinensischen Christinnen zu beten und auf ihre oft verzweifelte Situation zu sehen und gleichzeitig den Schmerz und die Bedrohung Israels nicht aus dem Blick zu verlieren. Deshalb ist es den Kirchengemeinden ein besonders Anliegen, gerade in dieser Situation den Weltgebetstag als Bittgottesdienst für den Frieden zu feiern.
(Astrid Lange, Frauenbeauftragte im Ev.-luth. Kirchenkreis Celle)