„… noch bist du da“ – Wander-Ausstellung mit Bildern von Uwe Appold kommt nach Celle

Veranstaltung Celle, Stadtkirche, 19. Januar 2022

„Es erschreckt uns, Unser Retter der Tod!“. Es sind starke und befremdliche Worte, die der Dichter Friedrich Gottlieb Klopstock für die Endlichkeit des Lebens findet. Kraftvoll ist auch das Bild, das Uwe Appold zu diesem Gedicht gemalt hat. Über dunkel gewölbte Hindernisse hinweg zieht er den Blick der Betrachtenden in eine blaue Ferne. „… noch bist du da“ ist der Titel der Wander-Ausstellung mit Werken des Malers Uwe Appold, die vom 9. Februar bis 13. März 2022 auch in der Celler Stadtkirche Halt macht. Zu sehen sind dabei zwanzig Bilder, die Appold zu ebenso vielen Gedichten über die Themen Leben und Tod gemalt hat. So wie das Werk von Rose Ausländer, das der Ausstellung seinen Namen gegeben hat.

„Tod und Sterben sind in unserer Gesellschaft schwierige Themen“

Für die Initiatorin der Ausstellung, Dr. Katharina Rogge-Balke vom Haus kirchlicher Dienste in Hannover, ist die Schau ein Gesprächsangebot an die Besucherinnen und Besucher. „Tod und Sterben sind in unserer Gesellschaft schwierige Themen“, sagt sie. „Doch viele Menschen haben dazu Fragen und Gesprächsbedarf. Die Konfrontation mit der Endlichkeit unseres Lebens ist durch die Corona-Pandemie noch einmal verstärkt worden.“  Auch deshalb werden ausstellungsbegleitende Workshops und Veranstaltungen Begegnungsräume schaffen, in denen Menschen unterschiedlichen Alters und verschiedener Glaubensrichtungen ins Gespräch kommen können. „Mit der Ausstellung und dem umfangreichen Begleitprogramm bietet die Kirche Möglichkeiten zur gesellschaftlichen Verarbeitung der Pandemie“, fügt Rogge-Balke hinzu. „Das ist teilweise zu kurz gekommen, als es vor allem darum gehen musste, irgendwie durch die Krise zu kommen.“

Gesellschaftlichen Gesprächsbedarf sieht der Künstler Uwe Appold. „Wir haben uns durch Corona verändert“, stellt er fest. „Menschen haben sich voneinander zurückgezogen, unsere Kinder sind sehr ängstlich geworden und viele, die sich von ihren sterbenden Angehörigen in Heimen oder Kliniken nicht verabschieden durften, sind noch immer traumatisiert.“ Gleichzeitig, betont Appold, war es reiner Zufall, dass die Pandemie und seine Arbeit an der Ausstellung zeitlich ineinander fielen.

Die Kraft der Lyrik

Der Maler hofft mit seinen Bildern und den Begleitveranstaltungen ein möglichst großes Publikum zu erreichen. Dabei vertraut er auf die Kraft der Lyrik. Jedes seiner Bilder korrespondiert mit einem Gedicht zum Thema Leben und Tod, das zusammen mit dem Gemälde ausgestellt wird. Fündig wurde der Flensburger beispielsweise bei Walther von der Vogelweide, Erich Fried oder Friederike Mayröcker. „Gedichte sind wie Kraftwerke für mich, sie geben eine starke Energie ab“, sagt Appold. Rührte der Bildzyklus ursprünglich aus der persönlichen Beschäftigung des 79-Jährigen mit dem Thema Tod her, gewannen seine Anfang dieses Jahres fertiggestellten Bilder durch die Corona-Krise unerwartete Aktualität. „Ich möchte mit der Ausstellung jedoch nicht Corona illustrieren“, stellt der Künstler klar. Im Katalog zur Ausstellung spricht Appold darüber, wie er selbst begann, sich mit dem Thema seiner aktuellen Arbeit zu beschäftigen: „Alt werden ist ein Geschehen, das ungewohnte Aufmerksamkeit erfordert. Als ich anlässlich meines 75. Geburtstages daran dachte, mich allmählich dem Altern zu widmen, war mein Leben noch übervoll mit künstlerischen Prozessen und Begegnungen mit vielen Menschen. Da ich vorher nie Gelegenheit hatte, mich im Altern zu üben, wusste ich nicht, wie das geht. Außerdem meinte ich, keinerlei Zeit dafür zu finden. Das hat sich geändert.“

Die Schirmherrin der Ausstellung, Dr. Stephanie Springer, unterstreicht als Präsidentin des Landeskirchenamtes Hannover die Bedeutung der Ausstellung. „Sie ist ein Impuls, den scheinbaren Gegensatz von Leben und Sterben zu überwinden. Zu unserem Menschsein gehört es, sich mit den grundlegenden Fragen von Leben und Sterben auseinanderzusetzen. Das Reden darüber kann eingeübt werden, dazu möchte die Landeskirche anregen“, sagt Springer. So sei es ein bewusstes Ziel des Ausstellungsprojektes, mit den Begegnungsräumen dem gesellschaftlichen Dialog über Leben und Tod, Abschied und Sterben zu befördern. Initiatorin Dr. Katharina Rogge-Balke ergänzt: „Die Kirche hat eine besondere Kompetenz, wenn es zu einem Todesfall kommt. Der christliche Glaube hat eine positive Kraft und die Möglichkeit, uns das Sterben begreiflicher und den Abschied erträglicher zu machen und uns zu helfen, wieder leichter ins Leben zurückzufinden."

Vortrag zum Thema: „Assistierter Suizid – umstritten?!“

Die Wanderausstellung wird gefördert von der Hanns-Lilje-Stiftung, der Klosterkammer Hannover und dem Versicherer im Raum der Kirchen. Zum Begleitprogramm der Ausstellung gehören ein Gottesdienst mit Regionalbischof Dr. Stephan Schaede am 20. Februar 2022 um 10 Uhr in der Stadtkirche, sowie drei Workshops (siehe unten) und am 9. März 2022 um 19:30 Uhr ein Vortrag des Theologischen Vizepräsidenten des Landeskirchenamtes Hannover Dr. Ralph Charbonnier mit Diskussion zum Thema „Assistierter Suizid – umstritten?!“

Mehr zum Künstler Uwe Appold finden Sie unter www.uwe-appold.de. Weitere Informationen zur Ausstellung und zum Rahmenprogramm gibt es unter www.gutesleben-gutesgeben.de/veranstaltungen. Bitte melden Sie sich für die Workshops im Gemeindebüro der Stadtkirche unter Telefon 05141 7735 oder per Mail unter kg.stadtkirche.celle@evlka.de an. Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei.

 

Mehr über die Workshops im Rahmen der Ausstellung „…noch bist du da“

Donnerstag, 17. Februar 2022 (16 – 19 Uhr) in der Stadtkirche St. Marien und im Johann-Arndt-Haus, An der Stadtkirche 8:

„Wunschbrief“ – für mich und für andere / mit Dr. Katharina Rogge-Balke und Harald Schilbock. In diesem Workshop geht es darum, herauszufinden, was einem wirklich wichtig ist: Was will ich noch unternehmen? Wie will ich wohnen, wenn ich älter werde? Wer ist mir wichtig und was ist mir wichtig?

 

Sonnabend, 19. Februar 2022 (9 – 17 Uhr) im Nordschiff der Stadtkirche St. Marien:

„Erzähl mir deine Geschichte“ / Ein generationsübergreifender Mal-Workshop mit Uwe Appold. Idee dieses Workshops ist, gemeinsam mit Jugendlichen und Senior*innen zu malen. Dabei können eigene Stärken und die anderer im gemeinsamen Handeln entdeckt und ausprobiert werden. Alle Mitwirkenden werden gebeten, für ihre Arbeit bitte eine Handvoll Erde ihrer Wahl mitzubringen. Gemalt wird auf Leinwänden 70 x 50 cm mit Acrylfarben. Es empfiehlt sich, alte Kleidung anzuziehen. Leinwände, Farben, Kleber für die Erde, Pinsel, Paletten, Mallappen und Wassereimer werden gestellt.

 

Montag, 7. März 2022 (16 – 19 Uhr) in der Stadtkirche St. Marien und im Johann-Arndt-Haus, An der Stadtkirche 8:

„Abschiednehmen“ / Workshop mit Impulsen für die, die gehen und die, die bleiben mit Pastorin Anita Christians-Albrecht und Pastorin Helene Eißen-Daub. In diesem Workshop soll es um den Austausch gehen, was im Blick auf den Tod wirklich hilft: denen, die gehen und denen, die bleiben.